Matthias Claudius (1740-1815) – Ein Doppeljubiläum für den Wandsbeker Boten

 

Portrait_claudius

„Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ Ein Ratschlag, den möglicherweise manch einer in seinem Poesiealbum oder auf einem Kalenderblatt wiederfindet. Und auch der Satz „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“ ist ein beliebtes Zitat, wenn es ums Reisen geht. Nur dass beides aus derselben Feder stammt wie das „Abendlied“ mit der bekannten Anfangszeile „Der Mond ist aufgegangen“ – beim Lesen summt man unwillkürlich die von Johann Abraham Peter Schulz komponierte Melodie mit – das wissen die wenigsten. Die Rede ist von Matthias Claudius.

Doch Matthias Claudius, der im Jahr 2015 ein Doppeljubiläum –200. Todestag und 275. Geburtstag – begeht, hat mehr als nur Kalendersprüche zu bieten: Er war Journalist, Dichter, Schriftsteller, Übersetzer und Redakteur.

Eigentlich sollte Claudius, der am 15. August 1740 im Holsteinischen Reinfeld geboren wurde, eine ganz andere Laufbahn einschlagen und der Familientradition folgend Pastor werden. 1759 geht er nach Jena, um Theologie zu studieren, wechselt aber kurz darauf zu Jura und Kameralistik. Dort kommt es zu ersten Beschäftigungen mit deutscher Literatur und er wird Mitglied der „Teutschen Gesellschaft“. 1762 kehrt er nach der damals üblichen Studiendauer, aber ohne jegliche berufliche Perspektive in seinen Heimatort zurück.

1764/1765 wird Claudius Sekretär von Graf Ulrich Adolph von Holstein in Kopenhagen und lernt u. a. Friedrich Gottlieb Klopstock kennen. Nach diesem kurzen Auslandsaufenthalt zieht es ihn abermals zurück in sein Elternhaus, bis er 1768 Redakteur der „Hamburgischen-Addreß-Comtoir-Nachrichten“ in Hamburg wird. Obgleich seine Aufgabe vornehmlich im Sammeln von Börsenberichten und Verfassen von Schiffsmeldungen besteht, versucht er, dem Blatt mit Gedichten und Prosabetrachtungen eine eigene Note zu geben. Doch für dergleichen Extravaganzen ist der Verleger P. A. Leisching, ein Vetter Klopstocks, nicht zu haben und Claudius verliert seine Stelle.

Dafür wird er mit Jahresbeginn 1771 Redakteur des „Wandsbecker Bothen“, einer vom Wandsbeker Gutsherrn Baron von Schimmelmann initiierten neuen Zeitung. „Der Wandsbecker Bothe“, Claudius übernimmt den Titel sogar als Pseudonym, wird weit über die Landesgrenzen bekannt. Namhafte Größen der Epoche – Goethe, Herder, Lessing, Voß und Klopstock, um nur einige wenige zu nennen – liefern Beiträge.

Das Blatt wird zwar 1775 nach gerade einmal fünf Jahren wieder eingestellt, gleichwohl bleibt Matthias Claudius dem idyllischen Wandsbek, das nur etwa eine Wegstunde von Hamburg entfernt liegt, treu. Wandsbek wird – mit Ausnahme einer weiteren kurzen Episode in Darmstadt (1776/77) – sein Lebensmittelpunkt. Hier lebt er mit seiner Frau Rebekka und der stetig anwachsenden Kinderschar und hier wird er begraben.

Nun gilt es, und das natürlich nicht nur im Jubiläumsjahr, an Matthias Claudius zu erinnern und seine Schriften lebendig zu halten: Eine Aufgabe, die die Claudius-Gesellschaft e. V. seit ihrer Wiedergründung in 1970 verfolgt. Dabei hat sich im Lauf der Jahre aus einer kleinen Liebhaber-Gemeinde, die es schon seit 1948 gab, eine überregionale literarische Gesellschaft entwickelt. Hauptziel der Arbeit ist die Vermittlung eines möglichst objektiven Claudius-Bildes. Denn gerade die neuere Forschung zeigt auf, dass die verbreiteten Klischees nicht haltbar sind und weder der Person noch dem Gesamtwerk gerecht werden, so u. a. nachzulesen in den „Jahresschriften“, die der langjährige Vorsitzende der Gesellschaft Dr. Reinhard Görisch (Marburg) seit 1992 herausgibt. Als Einstieg für Claudiusfremde ist sein Buch „Matthias Claudius oder Leben als Hauptberuf“ zu empfehlen. Weitere im letzten Jahr erschienene Publikationen von Mitgliedern der Gesellschaft sind „Matthias Claudius. Biographie eines Unzeitgemäßen“ von Prof. Martin Geck und „Matthias Claudius. Asmus, Andres, Görgel und Wandsbecker Bote“ von Michael Pommerening. Und immer wieder gut zu lesen mit vielen Querverweisen zum Claudius-Umfeld ist die Biographie von Annelen Kranefuss von 2011.

Zwei von der Claudius-Gesellschaft e. V. in 2015 geförderte Projekte sind am:

Freitag, 23. Januar 2015 um 19:30 Uhr (Der Eintritt ist frei) Christuskirche Wandsbek-Hamburg, Schlossstr. 78

Amaryllis Quartett

mit Lena Wirth und Gustav Frielinghaus (Violine), Lena Eckels (Viola) und Yves Sandoz (Violoncello) sowie Ulrike Meyer (Sopran) und Gerd Jordan (Klavier).

Neben Werken für Streichquartett von Claudius-Zeitgenossen (u. a. Joseph Haydns „Vogelquartett“) und einem Block mit Claudius-Liedern verschiedener Komponisten wird nach der Pause „Der Tod und das Mädchen“ (Nr. 14 d-Moll, op. post) von Franz Schubert erklingen.

Dienstag, 27. Januar 2015 um 19:30 Uhr (Eintritt € 6,00-10,00) Literaturhaus Hamburg, Schwanenwik 38 (Kartenreservierung unter Tel. 040 / 22 70 20 11)

»Am Himmel hell und klar«

Die Lyrikerin Nora Gomringer porträtiert Matthias Claudius, dabei ist Bekanntes und weniger bekanntes zu hören.