Klaus Stoldt – Ausstellung

Im Rahmen des Jubiläumsprogramms 50 Jahre Steilshoop 1969 – 2019 werden Bilder des Malers Klaus Stoldt in seinem Haus in Steilshoop gezeigt, in dem er mit seiner Frau von November 1996 bis zu seinem Tod am 23. April 2018 gelebt hat. In den privaten Räumen und dem Atelier des Künstlers sind Werke aller Schaffensperioden zu sehen. Die Besucher erhalten die Gelegenheit, einen Hamburger Maler wiederzuentdecken oder kennenzulernen, dessen künstlerisches Schaffen in den 50er Jahren seinen Anfang nahm und das sich durch wachsame Beobachtung des Zeitgeschehens in Form und Inhalt wandelte, zunehmend politischer wurde und Standpunkte bezog.

Klaus Stoldt wurde am 3. April 1931 in Hamburg geboren. Mit 17 Jahren brach er den Besuch der Oberschule “Christianeum” ab, machte eine Lehre als Maschinenschlosser und fuhr anschließend als Maschinist zur See. Er entdeckte seine Liebe zur Malerei, nahm ab 1956 Unterricht bei dem konstruktivistischen Maler und Lehrer Max Hermann Mahlmann und besuchte die Ingenieurschule. Die erste Ausstellung seiner Bilder fand im Oktober 1958 in der Buchhandlung von Wilhelm Postulart, einem engagierten Förderer junger Künstler, am Semperplatz statt. Für seinen Broterwerb arbeitete Klaus Stoldt als Konstrukteur im Maschinen- und Flugzeugbau, in seiner Freizeit malte er und entwickelte andere Formen des Ausdrucks, ohne sich je ganz von der konstruktivistischen Ästhetik zu lösen. Die Hinwendung zur surrealen Gegenständlichkeit wurde in seiner Ausstellung “Gemalte Objekte” 1965 im Hamburger Künstlerklub “die Insel” dokumentiert, die durch Vermittlung von Hubert Fichte zustande kam und in den Feuilletons große Beachtung fand. Seine “Insekten und Reptilien”, mit kühler Präzision und Härte gemalt, wurden 1968 in der Galerie Mensch ausgestellt.

In den 70er Jahren wird die Hinwendung zu einer kritischen Haltung gegenüber manipulativen gesellschaftlichen Strukturen deutlich, in denen er die wechselseitige Abhängigkeit von Subjekten und Objekten in der Arbeitswelt veranschaulicht. Ihn beschäftigt die rasante Entwicklung immer neuer Technologien zur Steuerung von Produktion und Konsum, deren Auswirkungen er selbst folgendermaßen formuliert: “Diese Eingriffe in den Arbeits- und Lebensbereich des Menschen manipulieren ihn als soziales und geistiges Wesen. Durch die Manipulation werden das Bewusstsein und die Meinungsbildung von Erkenntnis und Wissen getrennt. Das Subjekt wird zum Objekt.”

Anknüpfungspunkte der Arbeiten späterer Jahre sind Stammheim und die Folgen, Brokdorf und der Hamburger Kessel. Seine Ohnmachtsgefühle gegenüber der Bedrohung durch das Fortschreiten einer anonymen Gewalt, die aus der Überlegung entstehen, welche Formen des Protestes dagegen überhaupt noch möglich sind, werden Thema seiner Arbeiten. Er malt sogenannte Ordnungshüter als “absurde Köpfe” in seltsam friedlich pastellenen Farben, aber bedrohlicher Ausstrahlung. Es folgen die „Bildhaften Zeichen“ der späten 80er, Abstraktionen aus Strichen und Figuren in Anlehnung an die Graffitti auf Mauern und Wänden. Für den Maler sind es Menetekel, „Inventar eines Lebens“ nennt sie ein Kritiker der TAZ in einer Ausstellungsbesprechung im November 1989.

Durch Maßlosigkeit und Überschätzung gescheiterte Technik sind weitere Themen für Ausstellungen 1992 – 1997. Er nimmt teil an der im Jahr 2001 in und für Steilshoop stattfindenden “Artparty”, einer im Freigelände und der Gesamtschule gezeigten Installation mit vielen Holzkreuzen, an denen mit den von Künstlern angefertigten Motiven bedruckte T-Shirts “aufgehängt” sind. Das von Klaus Stoldt eingereichte Bild zeigt ihn als Kindersoldaten in übergroßer Uniform, auf deren Jacke, an der Stelle, wo die Kriegsauszeichnungen zu finden wären, drei Punkte zu sehen sind: das Abzeichen für Blinde. 2002 findet seine letzte Einzelausstellung statt.

Großformatige Arbeiten ab 2003 sind ebenso in der geplanten Atelierausstellung zu sehen, wie auch die um das Jahr 2011 entstandenen kleinformatigen Arbeiten in Mischtechnik auf Leinwand. Die Serie von neun Bildern benannte Klaus Stoldt “Vertuschungen”. Die darauf dargestellten dekorativen Hintergrundmotive sind durch transparente, die Idylle aber gleichsam überdeckende einfarbige Gestalten verdorben. Wie konnte der Maler nur ahnen, dass der Begriff “Vertuschungen” aktuell für die Bestrebungen der katholischen Kirche, die sexuellen Übergriffe durch Geistliche vor der Öffentlichkeit zu verbergen und damit die drohende Strafe zu vereiteln, gebraucht werden sollte? Etwas in dieser Art hatte er damit ausdrücken wollen. Erika Stoldt

Die Atelierausstellung ist am 1. + 2. Juni, 14.00 – 19.00 Uhr und nach Vereinbarung. Allerskehre 48, 22309 Hamburg. Erreichbar mit: Bus 17 bis Haltestelle Richeystraße.