Sonderausstellung „Dinge – Objekte – Exponate: Vom Schattendasein ins Rampenlicht“ zum 70. Jubiläum des Freilichtmuseums am Kiekeberg

Bis 19. November dienstags bis freitags, 9 bis 17 Uhr, Wochenende/feiertags, 10 bis 18 Uhr.Eintritt 11 Euro, für Besuchende unter 18 Jahren und Fördervereinsmitglieder frei.

Seit 70 Jahren ist das Freilichtmuseum am Kiekeberg eine anerkannte Wissenschafts- und Forschungseinrichtung sowie ein beliebtes Ausflugsziel für Menschen aus der Region und für Urlaubende. Anders als ein Kunst- oder naturhistorisches Museum ist es nicht auf eine Objektart festgelegt – es sammelt Alltagsdinge aus der Zeit von 1600 bis heute. Anlässlich des Jubiläumsjahrs gewährt das Freilichtmuseum nun Interessierten in der neuen Sonderausstellung „Dinge – Objekte –Exponate: Vom Schattendasein ins Rampenlicht“ einen Blick hinter die Kulissen und beantwortet die Fragen vieler Besuchenden: Warum und wie wird ein „Ding“ zu einem Exponat? Bis 19. November erfahren Interessierte mehr über einzelne Kernaufgaben des Museums, wie das Sammeln und Ausstellen. An verschiedenen Sonntagen halten Historiker und Zeitzeugen Vorträge über die Entwicklung von Freilichtmuseen allgemein bis hin zur Gründung am Kiekeberg. Kuratorin Julia Rausch führt jeweils durch die neue Sonderausstellung. Eine neue digitale Rallye per App bietet am Kiekeberg zusätzliche Einblicke in die Sammlungsarbeit hinter den Museumskulissen. Der Eintritt ins Museum kostet für Erwachsene 11 Euro, für Personen unter 18 Jahren ist er frei.

Die Sonderausstellung „Dinge – Objekte – Exponate: Vom Schattendasein ins Rampenlicht“ zeigt an sieben Stationen, wie ein Alltagsgegenstand ins Museum wandert und dort zum Exponat wird. Das Besondere: Menschen aus der Region erzählen anhand von 70 persönlich ausgewählten Objekten ihre Geschichte zum Freilichtmuseum am Kiekeberg, darunter ehemalige und aktuelle Mitarbeitende, Schulkinder, Ehrenamtliche und Fördervereinsmitglieder. Etwa 100 Gäste kamen zur feierlichen Eröffnung. Falko Mohrs, niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, lobt: „Die Einbindung und die Beteiligung der Menschen sind die Erfolgsrezepte des Freilichtmuseums am Kiekeberg, das sich dadurch zu einem der erfolgreichsten Museen des Landes Niedersachsen entwickelt hat. Das Freilichtmuseum ist Wissens- und Erlebnisort, an dem Alltagskultur unter freiem Himmel erfahrbar gemacht wird. Die Angebote sind wissenschaftlich fundiert und zugleich unterhaltsam. Damit erfüllt das Museum seinen kulturellen Bildungsauftrag auf vorbildliche Weise und festigt sein Profil als wichtiger außerschulischer Lernort.“

Vom Schulranzen bis zum Haus sammelt das Freilichtmuseum am Kiekeberg Objekte, um ländliche Alltagskultur zu bewahren. Sybille Kahnenbley, die Stiftungsratsvorsitzende des Freilichtmuseums, stellt ihren Favoriten vor: „Mein Lieblingsteil ist immer noch die rot-goldene Kaffeedose aus Blech. Aus genau so einer Dose gab es für uns Kinder früher eine kleine Belohnung, wenn wir besonders artig waren. Das kam nicht so oft vor.“ Sie entdeckte die Dose in einer früheren Ausstellung und findet es bemerkenswert, wie sich Exponate einprägen, wenn sie mit eigenen Erlebnissen verbunden werden.

Das Freilichtmuseum ist aus einem einzelnen Honigspeicher gewachsen, der 1688 in Riepshof bei Otter gebaut und 1953 zum Kiekeberg gebracht wurde. Mittlerweile zählt das Museum 40 historische Gebäude und Gärten, deren Bauzeit mit dem Projekt „Königsberger Straße“ bis in die 1970er Jahre reicht. Diese Entwicklung nahm Direktor Stefan Zimmermann zum Anlass, an die Gründer und Gestalter des Museums zu erinnern: „Das Jubiläum ist für uns auch eine Gelegenheit mit großer Hochachtung und Dankbarkeit auf das Werk der bisherigen Direktoren des Museums zurückzublicken: Der Gründungsdirektor Professor Willi Wegewitz, der rechtzeitig erkannt hat, dass eine untergehende bäuerliche Kultur und ihre Relikte vor dem Vergessen bewahrt

und erhalten werden müssen. Professor Claus Ahrens, der das Museum weiter ausgebaut hat und ein Pionier auf dem Gebiet der Museumspädagogik war. Besonders geprägt hat den Kiekeberg dann sicherlich das über drei Jahrzehnte andauernde erfolgreiche Wirken von Professor Rolf Wiese, unter dem das Museum eine besonders dynamische Entwicklung nahm und dessen innovative Projektideen wie das ‚Agrarium‘ oder zuletzt die ‚Königsberger Straße“ unserer Einrichtung auch eine bundesweite Anerkennung bescherten.“ Am Kiekeberg erkennen Besuchende den Wandel im Landleben über drei Jahrhunderte.

Kuratorin Julia Rausch erklärt: „Mit der Sonderausstellung wollen wir einen Einblick in die Museumsarbeit ermöglichen, die sonst oft verborgen bleibt. Außerdem werden viele Menschen sichtbar, die dieses Museum hinter den Kulissen ausmachen.“ Besuchende sehen, welche Entwicklung das Sammeln im Freilichtmuseum in den vergangenen sieben Jahrzehnten genommen hat und welchen Herausforderungen es sich dabei als „Museum zum Anfassen“ stellt. Die Sonderausstellung fragt die Menschen, welche Dinge sie heutzutage für die Zukunft sammeln und bewahren würden. Die Antworten der Besuchenden zeigen die Vielfalt der Alltagskultur.

Erstmals hat das Freilichtmuseum hierfür ein neues modulares, wiederverwendbares Ausstellungssystem eingesetzt. Julia Rausch verrät: „Mit dem neuen Mobiliar schaffen wir eine flexible und dauerhaft nutzbare Ausstattung, mit der wir zu mehr Nachhaltigkeit beitragen.“ Nach der Jubiläumsausstellung kann das Museumsteam die Podeste und Rahmen über Steckverbindungen und Schrauben wieder neu zusammensetzen. Die Träger erlauben es dem Museumsteam zudem wechselnde Bannern oder Borden anzubringen.

Für Besuchende findet während der Sonderausstellung ein vielfältiges Begleitprogramm statt – von Führungen über Vorträge und Zeitzeugengespräche bis hin zu neuen digitalen Angeboten: Digital erkunden Jugendliche und Erwachsene die Sammlungsarbeit im Museum per App zum Thema „Häuser, Dinge, Wissen – Sammeln im Freilichtmuseum am Kiekeberg“. Sie erkennen dabei, wie das Museum Objekte von Textilien bis zu ganzen Gebäuden sammelt, bewahrt und ausstellt. So geht es: Besuchende laden die App „Actionbound“ über den App Store auf ihr Smartphone und scannen mit der App den QR-Code unter www.kiekeberg-museum.de/70-jahre-kiekeberg.

Begleitprogramm Sonderausstellung:

Sonntag, 3. September, 15 Uhr  Vortrag „(Zum) Vergnügen sammeln – Konzertorgeln, Kunsthandwerk und Kiekeberg“ von Henning Ballmann, langjähriger Schausteller beim „Historischen Jahrmarkt“

Sonntag, 29. Oktober, 15 Uhr Vortrag „Das Helms-Museum sammelt Häuser: Die Gründungsphase des Freilichtmuseums am Kiekeberg“ von Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss, Direktor des Archäologischen Museums Hamburg und Stadtmuseums Harburg

Sonntag, 19. November, 15 Uhr     Zeitzeugengespräch „Zwischen Handschlag und Honigspeicher – Nachbarschaft mit dem Freilichtmuseum am Kiekeberg“ mit Heinrich Schuster, Nachbar und Zeitzeuge am Kiekeberg

An jedem der genannten Sonntage: 11 und 13 Uhr,  Führung durch die Sonderausstellung mit Kuratorin Julia Rausch, Kuratorin am Kiekeberg

Foto: Besuchende in der neu eröffneten Jubiläumsausstellung am Kiekeberg