Die Sängerin Rosita Serrano war einer der ausländischen Vorzeigestars des nationalsozialistischen Deutschlands, ein exotischer noch dazu. Wegen ihrer schönen, glockenhellen Stimme wurde sie auch die „chilenische Nachtigall“ genannt. In Deutschland machte sie mit Schlagern wie „Roter Mohn“, „Küss mich, bitte, bitte küss mich“, „Der Onkel Jonathan“ oder „La Paloma“ eine steile Karriere. Aus dem Programmheft des Berliner Wintergartens von 1937: „Ihre gesangliche und rhythmische Wiedergabe des argentinischen Tango, der brasilianischen Zamba, der kubanischen Rumba und chilenischen Cucca, des portugiesischen Fado sind formvollendet.“
Als 1943 – vermutlich aufgrund Unterstützung jüdischer Künstler – die Verhaftung durch die Gestapo drohte, kehrte sie von einem Gastspiel in Schweden nicht nach Deutschland zurück. In den frühen 50er Jahren versuchte sie ein Comeback, wurde jedoch vom deutschen Publikum regelrecht von der Bühne vertrieben.
Die weitgehend unbekannte Lebensgeschichte dieser Frau wird in diesem Theaterstück in Rückblenden erzählt. Dabei wird auch die wenig beachtete Geschichte der Migration ins „Dritte Reich“ reflektiert, die viele Aspekte dessen vorwegnahm, was in der jungen Bundesrepublik geschah und unsere Gesellschaft bis heute mit prägt: Migranten dienen einerseits wirtschaftlichen Nützlichkeitserwägungen, werden mit exotischen Sehnsuchts-Klischees etikettiert und gleichzeitig diskriminiert und abgeschoben.
In Recherchen und gemeinsamen Improvisationen entstand ein Stück für drei Personen mit viel Musik, das aufgrund seiner Mehrsprachigkeit, seiner Musikalität und seiner thematischen Ausrichtung für ein breites Publikum attraktiv ist. Die Hauptdarstellerin, die in Hamburg lebende puertoricanische Sängerin Judith Tellado, verarbeitete dabei – im Rahmen der historischen Erzählung – ganz eigene, sehr heutige Erfahrungen mit Migration.
26. September um 19.30 Uhr im Bürgerhaus in Meiendorf.